Laptop und Notizblock auf Schreibtisch

„Nie wieder ist jetzt“


Im Schatten des Hamas-Terrors fand die diesjährige Gedenkfeier zu den Novemberpogromen 1938 in Ochtrup eine besonders große und beeindruckende Resonanz. Menschen aller Generationen, zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter von Parteien, Verwaltung, der Stadtgesellschaft sowie der Kirchengemeinden hatten den Weg zur ehemaligen Synagoge hinter der Kreissparkasse am Kniepenkamp gefunden. Dankbar über das zahlreiche Erscheinen äußerten sich Bürgermeisterin Christa Lenderich und Dr. Guido Dahl als Veranstalter der Gedenkfeier im Rahmen der Ochtruper Kulturtage.

Sharon Fehr vom Vorstand des Landesverbands der jüdischen Gemeinden von Westfalen sprach zu dem Anlass über das Leben jüdischer Menschen in unserer Mitte auch vor dem Hintergrund der jüngsten politischen Ereignisse und dem weltweit neu aufflammenden Antisemitismus.  Für den musikalischen Rahmen sorgte der Sänger Christoph Alexander.

„Es ist schön, dass Sie alle gekommen sind, um hier gemeinsam ein starkes Zeichen gegen Antisemitismus zu setzen“, so die Bürgermeisterin.

Hier finden Sie ihre Ansprache in voller Länge:


Meine sehr geehrten Damen und Herren,

Ich heiße Sie zu unserer Pogrom-Gedenkfeier in Ochtrup herzlich willkommen.

Es gibt sechs Millionen Gründe, warum Juden in Deutschland sich nicht verstecken, warum sie nie wieder Angst vor Übergriffen auf der Straße haben sollten. Dies zu gewährleisten, ist die Aufgabe unserer Gesellschaft. So gilt es dann heute, am 9. November, 85 Jahre nach der Progromnacht in Deutschland, ein Zeichen zu setzen: ein Zeichen der Erinnerung und zugleich ein Zeichen der Solidarität.

Der progromartige Terror der Hamas am 7. Oktober 2023 gegen unschuldige Zivilisten hat tiefe Wunden gerissen, nicht nur in Israel. Er hat Juden überall auf der Welt verletzt, auch bei uns, hier in Deutschland. Wer diesen Terror bejubelt, der entwürdigt nicht nur die Opfer, der tritt auch die Menschenwürde und unsere deutsche Verfassung mit Füßen.
Und das heißt für uns heute, angesichts der Übergriffe, der Provokationen, der Versuche, die Vergangenheit zu verharmlosen, zu relativieren oder gar zu leugnen: Wir müssen mehr tun, um gegen Antisemitismus vorzugehen.

Als ihre Bürgermeisterin bin ich froh darüber, dass Sie heute so zahlreich erschienen sind, um hier, am Ort der ehemaligen jüdischen Synagoge, ein Zeichen zu setzen.

Sehr herzlich heiße ich in unserer Mitte Herrn Tilmann Fuchs, Kulturdezernent des Kreises Steinfurt, willkommen, sowie die Vertreter des Stadtrates, der Kirchen und der Presse.

Ganz besonders begrüße ich Sie, Herr Sharon Fehr vom Vorstand des Landesverbands der jüdischen Gemeinden von Westfalen/Lippe. Sie werden das heutige Gedenken an die Reichspogromnacht mit ihren Ausführungen zum gemeinsamen Leben mit unseren jüdischen Nachbarn wesentlich gestalten.

Lieber Herr Fehr, Sie sind uns herzlich willkommen.

„Wir wünschen Frieden in der Welt“ – das ist ein Satz, den wir alle unterschreiben können, der in allen Sprachen gilt, und besonders auf hebräisch:

אנו מאחלים שלום בעולם


(Es gilt das gesprochene Wort)


Die Veranstaltung wird gefördert durch das Kommunale Integrationszentrum Kreis Steinfurt, das Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ und der AWO, Unterbezirk Münsterland-Recklinghausen.