Altes Schriftdokument im Stadtarchiv
Stolpersteine im Straßenpflaster
Ansicht der Villa Winkel vom Haupteingang im Stadtpark

Umbenennung der Wernher-von-Braun-Straße

Umbenennung der Wernher-von-Braun-Straße

Ist der deutsch-amerikanische Raketenforscher Wernher von Braun  aus heutiger Sicht ein würdiger Namensgeber für Straßen und öffentliche Einrichtungen? Die Stadt Ochtrup meint: Nein!

Nach eingehender Prüfung im Ochtruper Stadtarchiv wurde daher die ehemalige „Wernher-von-Braun-Straße“ im Wohngebiet westlich des Stadtparks zum 1.1.2023 umbenannt. Fortan trägt sie den Namen „Am Stadtpark“.  

Die Umbenennung basiert auf einem Anwohner-Antrag, dem Ergebnis einer Bürgerversammlung und schließlich dem einstimmigen Beschluss des Ochtruper Stadtrats vom 28.9.2022.

Wernher von Braun (1912-1977) war ein deutscher und nach 1945 US-amerikanischer Raketen- und Raumfahrtingenieur. Nach seinem Ingenieurstudium arbeitete er als Zivilangestellter beim deutschen Heereswaffenamt und entwickelte in der Folge verschiedenen Raketentriebwerke.
1937 wurde er Direktor der späteren Heeresversuchsanstalt Peenemünde. Im gleichen Jahr trat er in die NSDAP ein und wurde 1940 Mitglied der SS, die ihn später zum SS-Sturmbannführer beförderte.
Nach einer Bombardierung der Heeresversuchsanstalt im Jahr 1943 wurde im thüringischen Harz ein neues Außenlager des KZs Buchenwald mit dem Tarnnamen „Arbeitslager Dora" errichtet, wo die Fertigung von Waffen von der Öffentlichkeit abgeschirmt fortgeführt wurde. Die Häftlinge der KZ wurden von der SS unter menschenunwürdigen Bedingungen zur Arbeit eingesetzt. Hieran war Wernher von Braun maßgeblich beteiligt. Bei der Produktion der V2-Rakete – einer Waffe, die eine Wende im Krieg bringen sollte – kamen beispielsweise rund 20.000 KZ-Häftlinge ums Leben.

Wernher von Braun wanderte nach 1945 in die USA aus und wurde dort zu einer der führenden Persönlichkeiten im NASA-Weltraumprogramm.

Von seiner Rolle im Nationalsozialismus hat er sich nie öffentlich distanziert, jede Verantwortung abgelehnt und wurde bis zu seinem Tod im Jahre 1977 nicht darüber zur Rechenschaft gezogen.
In einem alliierten Prozess in Texas 1947, in dem Verbrechen im „Arbeitslager Dora“ verhandelt wurden, war Braun weder angeklagt noch als Zeuge geladen.

Stadtarchivarin Karin Schlesiger äußert sich zur Umbenennung der Wernher-von-Braun-Straße:

Straßennamen sind Teil unserer Lebensumwelt und Gedächtnis der Stadt ebenso wie des ganzen Landes. Sie unterliegen einem steten Wandel, weil Gedächtnis- und Erinnerungsarbeit nie als abgeschlossen betrachtet werden kann und gleichzeitig Ausdruck der wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Aufarbeitung historischer Ereignisse ist. Deshalb kann mit Straßennamen ein bestimmtes Geschichtsbild vermittelt werden. Die Ehrung einer Person durch einen Straßennamen ist ein moralisches Urteil, das der Gesamtpersönlichkeit gelten sollte.

Viele andere deutsche Städte wie etwa Friedberg, Rheinstetten, Memmingen, Neuhof und Hamm sind Ochtrup vorausgegangen und haben bereits Straßen bzw. öffentliche Einrichtungen mit dem Namen „Wernher von Braun" umbenannt.

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