Altes Schriftdokument im Stadtarchiv
Stolpersteine im Straßenpflaster
Ansicht der Villa Winkel vom Haupteingang im Stadtpark

Gedenkstätte Kindergräber auf dem Osterfriedhof

Gedenkstätte Kindergräber auf dem Osterfriedhof

Spuren der Zwangsarbeit in Ochtrup im Nationalsozialismus


Maria, Genik, Nicolaus, Stanislaus und Senik – wer verbirgt sich hinter diesen Namen?  Auf sie stießen die Schülerinnen und Schüler des Leistungskurses Geschichte im Schuljahr 2017/18 im Rahmen der Bildungspartnerschaft zwischen dem Gymnasium Ochtrup und dem Stadtarchiv.
Sie erfuhren bei ihrer historischen Quellenarbeit: Die fünf in Ochtrup verstorbenen Kinder waren auf dem Friedhof Oster beigesetzt, bis ihre Gräber Ende der 50er Jahre entfernt wurden. Die Mütter dieser Kinder waren ukrainische Zwangsarbeiterinnen, die 1943 dem Textilbetrieb Gebr. Laurenz zugeteilt wurden. Sie kamen mit ihren unterernährten und kranken Säuglingen und Kleinkindern aus dem zentralen NS-Entbindungs- und Abtreibungslager in Waltrop.

Arbeitskarte einer ukrainischen Zwangsarbeiterin in Ochtrup

Über 13 Millionen Menschen wurden von den Nationalsozialisten während des Zweiten Weltkrieges aus den besetzten Gebieten zur Zwangsarbeit ins Deutsche Reich verschleppt. Darunter waren fast zwei Millionen Frauen, die aus Polen und der ehemaligen Sowjetunion stammten. Nur wenige Neugeborene überlebten die von den NS-Behörden aus rassenideologischen Gründen gewollte, systematische Vernachlässigung in den Arbeitslagern. Was zählte, war die Arbeitsfähigkeit der Mütter.


Margund Fehrmann (r.) mit der Zwangsarbeiterin Valentina Licholat und ihrer Tochter Margarita  bei Fa. Laurenz (1944)

Eine Ausnahme war die Firma Gebr. Laurenz, deren Firmenleitung die 25-jährige Kinderkrankenschwester Margund Fehrmann mit der Kinderbetreuung beauftragte. Die gläubige und mutige Münsteranerin schaute nicht weg, sondern übernahm trotz aller Verbote der NS-Behörden Verantwortung für die ihr anvertrauten 28 Kinder. Doch auch sie konnte mit ihrer Liebe und Fürsorge bis Kriegsende nicht alle durchbringen.

Fehrmann starb 1998 im Alter von 79 Jahren in Münster. Eine Würdigung hatte sie nie erhalten. Das wollten die Ochtruper Schülerinnen und Schüler ändern. Sie beschlossen, den fünf verstorbenen Zwangsarbeiterkindern einen würdigen Erinnerungsort auf dem Friedhof Oster zu schaffen. Eine Stele und eine Vogeltränke aus Sandstein, die vom Leistungskurs Kunst gestaltet wurde, erinnern heute an ihr trauriges Schicksal, und auch an den mutigen Einsatz von Margund Fehrmann für die ihr anvertrauten Kinder. 


Am 17. März 2018 wurde die Gedenkstätte feierlich eingeweiht. Die Ukrainerin Margarita Zhurba (geb. Licholat), 1944 in Ochtrup geboren und Ehrengast der Gedenkfeier, erinnert sich liebevoll an die Schwester der Barmherzigkeit, die ihre Taufpatin wurde: „Dank dem Schicksal und der Schwester Margund hatte ich Glück, alles zu überleben“.


Fotogalerie zum Schülerprojekt 2017/18



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