Als „Traditionsveranstaltung“ beschrieb Landrat Dr. Martin Sommer seine jährlichen Radtouren durch die Städte und Gemeinden des Kreises Steinfurt, und so darf man eine über 20 Jahre alte Einrichtung wohl mit Fug und Recht bezeichnen.
Auch für Ochtrup hat der Besuch des Landrats mit seinem Team mittlerweile Tradition, denn als eine der 24 kreisangehörigen Kommunen kommt die Stadt etwa alle zwei bis drei Jahre als Gastgeberin an die Reihe.
Der Landrat besucht die Kommunen jeweils in Begleitung fachkundiger Kolleginnen und Kollegen aus seinen Dezernaten, deren Tätigkeiten Anknüpfungspunkte zu den ausgewählten Stationen vor Ort aufweisen.
„Das Programm der Tour wird von den Kommunen festgelegt“, betonte Dr. Sommer. „Sodann prüfen wir im Kreishaus, welche Führungskräfte aus der Kreisverwaltung mich am besten begleiten können.“
Das waren in diesem Jahr Kreisdirektor Peter Freitag, Dr. Karlheinz Fuchs, Dezernent für Gesundheit und Bevölkerungsschutz, Bauamtsleiter Jürgen Blömker und der Leiter des Landratsbüros Philipp Schultejann.
An der Seite von Bürgermeisterin Christa Lenderich hatten sich die Erste Beigeordnete Birgit Stening, Kämmerer Roland Frenkert, Holger Brüggemann (Fachbereich II), Karin Korten (Fachbereich III), Robert Ohlemüller (Stadtwerke und Bauverein) sowie Vertreter der politischen Fraktionen mit ihren Fietsen eingefunden.
„Von Fahrradsattel zu Fahrradsattel ist es ein kurzer Dienstweg“, meinte der Landrat: „Man hat Gelegenheit, auf lockere Weise ins Gespräch zu kommen und sich zu vernetzen. Die Schwelle, bei Bedarf später einmal zum Hörer zu greifen und sich anzurufen, ist damit deutlich niedriger!“
Welbergen und Langenhorst im Blickpunkt
Startpunkt der Sommerradtour war das Sportgelände Langenhorst-Welbergen – ein Ort, an dem möglicherweise eine neue, gemeinsame Grundschule für die beiden Ortsteile entstehen kann. Bei diesem Vorhaben hat der Kreis Steinfurt ein (paar) Wörtchen mitzureden, da es unter anderem um Kompensationsflächen und Artenschutzbelange geht. So sind neben der Bezirksregierung auch die Untere Naturschutzbehörde und die Untere Wasserbehörde des Kreises bei den Prüfungen mit im Boot.

Von dort aus ging es zur Alten Mühle in Langenhorst, wo Baumamtsleiterin Karin Korten den aktuellen Sachstand zum Hochwasserschutz erläuterte.
Mit dem Umgehungsgerinne der Vechte, das die Durchgängigkeit für Fische sichert, wird der Hochwasserschutz mit ökologischen Maßnahmen sinnvoll kombiniert.
„Wir sind sehr froh, dass wir dafür das Nebengebäude der Mühle erwerben konnten“, erläuterte Korten. „Damit haben wir genügend Raum für unsere Planungen.“
Synergien für den Bevölkerungsschutz

Der Weg führte durch Wald und Wiesen zu einem Ort, den ein außenstehender Betrachter wohl als einen brachliegenden Acker bezeichnet hätte. Christoph Borgschulte, Sachgebietsleiter für technische Gebäudewirtschaft beim Kreis Steinfurt, der die Radlertruppe vor Ort erwartete, sieht hier jedoch schon weit mehr und sehr Konkretes – und legte das den Betrachtern in Form von umfassenden architektonischen Plänen zu Füßen.
Hier, an der K 73/Teupenhook, sollen im Laufe des nächsten Jahres die neue Ochtruper Rettungswache und ein Katastrophenschutzlager für den Kreis entstehen. Der geplante Abschluss der Baumaßnahme ist für Herbst 2026 vorgesehen.
„Wir haben als großer Landkreis einen Flächenauftrag“, erläuterte Dr. Sommer. „Daher ist ein zentraler Standort für die Rettungswache notwendig – und an dieser Stelle geradezu optimal.“
Mit dem Katastrophenschutzlager rüstet sich der Kreis für Herausforderungen wie mögliche Stromausfälle, Überschwemmungen und andere Großschadenseregeignisse oder Katastrophenszenarien. „Durch die unmittelbare Nachbarschaft beider Einrichtungen können wir von großen Synergien profitieren“, so Borgschulte.
Ein Leuchtturm für die öffentliche Wohnraumförderung
Erfrischend in jeder Hinsicht war die nächste Station, das Wohnquartier zwischen Beethovenstraße, Schubertstraße und Laurenzstraße. Nicht nur, weil es hier Schatten und gekühltes Mineralwasser für alle gab - sondern darüber hinaus auch einen Förderbescheid des Kreises mit einer Zuwendung in Höhe von über 4 Millionen Euro für das außergewöhnliche Bauprojekt.

Mehr als verdient, findet der Landrat, denn die öffentliche Wohnraumförderung hat einen hohen Stellenwert – nicht zuletzt für den sozialen Frieden im Land.
In Zeiten, in denen bezahlbares Wohnen zu den dringlichen sozialen Themen gehört, sei diese Maßnahme des Ochtruper Bauvereins besonders hervorzuheben.
In dem Wohnquartier weichen nach und nach die alten Mehrfamilienhäuser aus den 1950er Jahren neuen, modernen Gebäuden. Sie alle sind barrierefrei und energetisch auf dem neuesten Stand. Dafür zeichnet sich das Architektenbüro Dieter Denne verantwortlich.
Bislang sind schon 85 neue Wohneinheiten entstanden. Wenn das Bauprojekt vollständig abgeschlossen ist, werden es insgesamt 165 und damit mehr als doppelt so viele wie vorher (69) sein.
Als ihr besonderes Herzensprojekt bezeichnet Bauvereinsvorsitzende Elke Reckels den Quartiersplatz, der gerade mit schönen Grünanlagen, Bänken, Begegnungs-, Boule- und Spielplatz in der Mitte zwischen den Gebäuden entsteht.
Landrat Dr. Sommer lobte das Projekt außerordentlich: „Der öffentliche Wohnungsbau kommt nicht nur den Menschen vor Ort zugute, sondern auch der regionalen Bauwirtschaft. Damit ist es zugleich ein wichtiger Impuls für die Wirtschaftsförderung.“ Das ausnehmend hohe Niveau der vom Land NRW bewilligten Fördermittel für den Kreis Steinfurt erklärt er mit der guten Zusammenarbeit zwischen Kreis, Kommunen und Investoren.
Vorbei am DOC und an der Weinerstraße ging es auf den Fahrrädern weiter zum SportWerk am Gausebrink, wo die Teilnehmenden sich einen Eindruck über die Gewerbegebietsentwicklung in diesem Areal machen konnten. Die Stadt hat hier Flächen erworben, an denen gerade auch kleinere Gewerbebetriebe die Möglichkeit erhalten, sich dauerhaft anzusiedeln.
„Fare La Scarpetta“ bedeutet auf Deutsch so etwas wie „auftunken“ – eine Geste, mit der man die letzten Tropfen Soße mit einem Stückchen Brot vom Teller stippt. Das gehört durchaus zur italienischen Esskultur und soll andeuten, dass man die Mahlzeit besonders genossen hat.
Im gleichnamigen SportWerk-Restaurant gab es dazu Gelegenheit – vielleicht auch sinnbildlich: Man konnte in lockeren Gesprächen noch einmal alle Themen des Tages „stippen“, zu Ende führen und den Tag gemütlich ausklingen lassen.
