Laptop und Notizblock auf Schreibtisch

Europa und der "Tower of Power"


Was hat unsere europäische Freundschaft mit dem „Tower of Power“ zu tun?  Ganz einfach:

Das Spiel (das sich auch „Fröbelturm“ nennt) besteht darin, Holzbauteile senkrecht aufeinander zu türmen und dafür gemeinsam einen Kran mit Seilen zu steuern. Das ist eine ziemlich wackelige Angelegenheit. Die Konstruktionsweise der Bauteile erlaubt kein unbedachtes oder unkoordiniertes Vorgehen. Die Aufgabe ist also nur durch genaue Absprache und organisiertes, gemeinsames Handeln der Gruppe lösbar.

Wenn Teams etwas Großes zusammen aufbauen, stellt das hohe Anforderungen an alle Beteiligten. Sie müssen gut aufeinander achten, sich aufeinander zu bewegen, (auch nonverbal) kommunizieren.  Und ist es nicht auch so bei internationalen Begegnungen?

In Europa war es im 20. Jahrhundert der Wunsch nach Völkerverständigung und gemeinsamer Überwindung einer leidvollen Vergangenheit, der die Menschen dazu bewogen hat, Städtepartnerschaften mit den Nachbarn aufzubauen – behutsam wie den hölzernen „Fröbelturm“. Dabei gingen nicht nur die  „Offiziellen" aufeinander zu, sondern auch und besonders die Bürgerinnen und Bürger. Über Jahrzehnte haben sie dazu beigetragen, Vertrauen zueinander und Verständnis füreinander zu entwickeln.

Unsere „Europäische Woche“ mit den Partnerkommunen in Spanien (seit 1991), in Polen und in Frankreich (beide seit 2011) ist mittlerweile ein fester Bestandteil unserer internationalen Vierer-Freundschaft. Sie wird reihum an den verschiedenen Orten durchgeführt, sodass alle Gäste auch einmal Gastgeber sind. Die Herausforderungen, die damit verbunden sind, werden also auf alle Schultern verteilt - wie bei dem gemeinsamen Turmbauen mit den Seilen in der Hand, wo mal initiiert, mal geführt, mal nachgegeben und mitgegangen wird.

Die Mitglieder des Freundeskreis Städtepartnerschaften e.V. und Ochtruper Gastfamilien hatten das Programm für unsere „Europawoche 2025“ mit viel Engagement und Herzblut organisiert, und so gab es eine Vielzahl schöner, anregender und stärkender Begegnungen.
Beim Besuch des Schulzentrums bekamen die Gäste einen Einblick in den deutschen Schulalltag, der sich in manchen Details vom eigenen Land unterscheiden mag. Ochtruper Stadtführungen in allen Sprachen, Unternehmensbesichtigungen, ein wunderbares „Privatkonzert“ im Bagno, der schönsten Konzertgalerie weit und breit, ein Besuch auf dem gastfreundlichen Alpakahof in Hollich, eine gemeinschaftliche Fahrradtour zum historisch-münsterländischen Heimathaus in Wettringen, ein Spieleabend in der Bücherei (natürlich mit dem „Fröbelturmbau“!) und eine Freibadparty vom Feinsten sowie ein Extra-Programm für die Jugendlichen standen auf dem Programm.

Den krönenden Abschluss bildete am letzten Sonntag ein bunter Europatag im Stadtpark gemeinsam mit der OST. Er begann mit einem Gottesdienst, in dem alle vier Nationen von Kaplan Lars Roters und Organist Thomas Lischik in Sprache und Musik gewürdigt wurden.
Internationale Hits und Evergreens, die alle mindestens mitsummen konnten, gab es im Anschluss von den Jungs der „Acoustic Lounge“, später auch mit dem Posaunenchor (CPO) und einem Kindertanzprogramm auf der Seebühne.

Während das Jugendcafé Freiraum den Kindern ein buntes Europa-Kreativcamp auf der weitläufigen Wiese bot, stellten sich die europäischen Partner aus Estaires, Wielun und Valverde mit eigenen Info-Ständen vor. Hier konnten alle in ungezwungener Atmosphäre zusammenkommen, den Austausch suchen und unsere europäischen Nachbarn, ihre Kulturen, Sprachen und Küchen besser kennenlernen.

Ein großer Dank geht hier auch an die Sponsoren, die das Programm erst möglich gemacht haben: die Kreissparkasse Steinfurt, die Volksbank Ochtrup-Laer eG und die Firma Albaad GmbH!

Das Fazit: Gegenseitiges Vertrauen und Freundschaften sind auch dank dieser Woche auf allen Seiten weiter gewachsen, wie der „Tower of Power“, wenn der beim Spielen auch nie in den Himmel wächst. Immer wieder fällt ein Bauteil vom Kran, bevor es den Platz auf dem Turm erreicht hat.
Anders als beim Turmbau zu Babel sorgt das aber zum Glück nicht zum Zerfall der Gemeinschaft, sondern im Gegenteil: Es wird über kleine Ungeschicklichkeiten gelacht und einfach weiter gemacht.

Aus den Westfälischen Nachrichten:

Bericht über Exkursionen nach Wettringen, ins Bagno und zum Alpakahof (14.07.2025)

Bericht über den Auftakt der Europäischen Woche (09.07.2025)

Ankündigung der Europäischen Woche (04.07.2025)


Bildergalerie der Europawoche 2025